Interview mit Beat Huber, neu Vizepräsident des Verwaltungsrates bei Herzog Kull Group Holding AG
Beat Huber ist seit Dezember 2014 Mitglied des Verwaltungsrates der Herzog Kull Group Holding und hat 2020 neu das Amt des Vizepräsidenten übernommen. Er absolvierte ein Studium an der Universität Basel mit Schwerpunkt Unternehmensfinanzierung und Bankmanagement. Beat Huber ist ein ausgewiesener Energiespezialist mit über 20 Jahren Erfahrung in der Branche, unter anderem als Gründungspartner und Mitglied der Geschäftsleitung der Fontavis AG sowie seit 2010 als Partner und Verwaltungsrat der EVU Partners AG. Weiter ist er in verschiedenen Verwaltungsräten vertreten. Unter Trainer Rolf Fringer wurde der gebürtige Fricktaler 1993 Fussball Schweizermeister mit dem FC Aarau.
Als lic. rer. pol. (licentiatus rerum politicarum in Wirtschaftswissenschaften Anm. d. Red.) sind Sie heute Energiespezialist und halten Einsitz im Verwaltungsrat verschiedener Energieunternehmen. Wo sehen Sie als Vizepräsident unseres Verwaltungsrates für ein Elektro-Ingenieurbüro Chancen in der disruptiven digitalen Zukunft?
HKG ist sich gewohnt, auf Kundenbedürfnisse zu reagieren und sich ständig den Marktgegebenheiten anzupassen. Diese Agilität, Marktnähe und schnellen Entscheidungswege sind wichtige Grundvoraussetzungen, um auf zukünftige Veränderungen optimal reagieren zu können.
HKG setzt sich seit längerem mit Themen der Digitalisierung auseinander. Sei es intern mit entsprechenden Projekten oder der Entwicklung von neuen Produkten, aber auch in Zusammenhang mit möglichen Partnerschaften und Kooperationen. Beim Thema Gebäudeautomation ist der Umgang mit Daten (messen, analysieren) essenziell und bereits heute im Fokus der Entwicklung von neuen Dienstleistungen.
Wo sehen Sie die Verbindung zwischen Ihrer Tätigkeit und dem Kerngeschäft der HKG?
In meinem Berufsalltag beschäftige ich mich mit diversen Energiethemen, aber auch mit sämtlichen Themen der Unternehmensführung auf strategischer und operativer Ebene sowie Fragen der Finanzierung und Entwicklung neuer Geschäftsfelder. Also viele Themen, die für HKG ebenfalls relevant sind.
Thematisch beschäftige ich mich aktuell stark mit Energiethemen rund um das Gebäude, also Bereiche, in denen HKG schon tätig ist und zukünftig noch vermehrt tätig sein wird. Hier ist meine Ambition, HKG bei der Entwicklung von neuen Produkten und Geschäftsbereichen zu unterstützen und meine Erfahrung einzubringen.
Welches sind die grössten Herausforderungen für die Energiebranche?
Nach einer Ewigkeit im Monopol mit einer sicheren Monopolrente weht vielen Energieversorgern zunehmend ein rauer Wind entgegen. Die Märkte werden zunehmend liberalisiert und die natürlichen Monopole im Netzbereich reguliert. Die Folgen sind sinkende Margen. Oftmals wurden unrentable Bereiche durch Monopolbereiche quersubventioniert. Dies wird zukünftig so kaum mehr möglich sein. Energieversorger müssen sich auf die Marktbedürfnisse und den Wettbewerb ausrichten und den Kunden in den Mittelpunkt stellen, eine Anforderung, die bisher nicht im Zentrum der Bemühungen gestanden ist.
Eine weitere Herausforderung besteht in den tiefen Energiepreisen und den langfristigen Investitionstätigkeiten. Infrastrukturinvestitionen in Kraftwerke oder Netze haben eine Laufzeit von 30 bis 80 Jahren. In Zeiten unsicherer Märkte und starken Marktschwankungen besteht grosse Planungsunsicherheit für solche Investitionen.
Viele Energieversorger bieten zunehmend Dienstleistungen ausserhalb ihres Kerngeschäfts, in Konkurrenz mit etablierten Firmen, an. Sie verfügen jedoch über teure Kostenstrukturen, lange Entscheidungswege und teils wenig Markterfahrung. Nur wenige Energieversorger werden sich wohl langfristig durchsetzen und erfolgreich sein. Je weiter die Dienstleistungen vom Kerngeschäft entfernt sind, desto geringer sind die Erfolgschancen.
Welche Rolle spielt die Gebäudeenergie mit Blick auf die gesamte Energiezukunft?
Wenn man von der Reduktion des CO2-Ausstosses redet, rückt das Gebäude schnell in den Fokus. Mit zunehmender Pönalisierung des CO2-Ausstosses geraten auch vermehrt Eigentümer von Immobilienportfolios unter Zugzwang. Seitens der Investoren, aber auch Mieter steigen die Anforderungen in Sachen Energieeffizienz und ökologische Energieversorgung. Strom vom eigenen Dach und eine ökologische Wärmeversorgung werden zukünftig bei vielen Gebäuden zum Standard gehören. Die Energieversorgung wird zunehmend dezentral und autark, Areale werden sich zukünftig zu einem hohen Grad selbst versorgen und in geringerem Masse vom lokalen Energieversorger abhängig sein.
Viele Energieversorger bauen ihre Dienstleistungen auch im Gebäudebereich aus und werden zu Konkurrenten, wo sehen Sie die Vorteile für HKG?
HKG ist sich gewohnt unter Konkurrenzdruck Dienstleistungen am Markt erfolgreich anzubieten und sich an den Bedürfnissen der Kunden auszurichten. Diese Erfahrung respektive die entsprechende DNA ist ein entscheidender Vorteil gegenüber den Energieversorgern. Zudem ist HKG mit den dezentralen Strukturen und der flachen Hierarchie flexibel und «wendiger». HKG ist bereits mit entsprechenden Dienstleistungen (z.B. Gebäudeautomation) am Markt tätig und verfügt über entsprechende Erfahrung. Zudem hat HKG einen ausgezeichneten Ruf und Zugang zu attraktiven Kooperationspartnern.
Wo steht die Schweiz in Sachen Innovation Gebäudetechnik im internationalen Vergleich?
In der Schweiz gibt es aktuell viele Bestrebungen, neue Dienstleistungen und Firmen rund um das Thema Gebäudetechnik. Da Energie im Vergleich mit dem Ausland verhältnismässig billig ist, waren Energieeffizienz-Themen in der Vergangenheit, aufgrund der geringen Kosteneinsparungen, nicht von sehr grosser Bedeutung. Es gibt sicherlich urbane Ballungszentren, in denen das Thema Gebäudetechnik schon früher in den Fokus gerückt ist. Ein genereller Rückstand zu anderen europäischen Ländern kann ich jedoch nicht ausmachen. Das anstehende CO2-Gesetz mit entsprechenden Anreizen wird die Entwicklung in der Schweiz sicherlich beschleunigen. Durch das Engagement vieler Energieversorger in diesem Bereich wird entsprechend Kapital alloziert und auch Innovation gefördert.
Was hat das CO2-Gesetz und das wachsende Bewusstsein für den Klimawandel für Auswirkungen auf den Gebäudesektor? Wie werden sich die grossen Immobilienportfoliobesitzer verhalten?
Finanzielle Anreize respektive Pönalen sowie die Erwartungshaltung der Mieter und Investoren werden die Immobilienportfoliobesitzer unter Druck setzen. Zukünftig ist eine Immobilie mit Solaranlage und ökologischer Wärmeversorgung nicht mehr ein USP, sondern man wird von Investoren und Mietern abgestraft, wenn man dies nicht bieten kann respektive umgesetzt hat. Diese Erwartungshaltung wird viele Investitionen in Immobilien und Arealen auslösen. Grosse Immobilienportfoliobesitzer sind aktuell daran, ihre Immobilien hinsichtlich Reduktion des CO2 zu analysieren und Mittel bereitzustellen. Ich sehe im Rahmen der CO2-Reduktion der Immobilienportfolios ein grosses Potenzial für entsprechende Dienstleistungen.
Wie könnte eine Reduktion des CO2-Ausstosses im Immobilienbereich umgesetzt werden? Was sind wichtige Voraussetzungen, um Dienstleistungen anbieten zu können?
Wenn man von CO2-Reduktion im Gebäude spricht, landet man unweigerlich bei der Heizung und dem Ersatz des fossilen Heizsystems. Ersatz von Fenstern oder sonstige Eingriffe in die Gebäudehülle können zwar bei der CO2-Reduktion helfen, sind jedoch verhältnismässig teurer.
Besitzer von grossen Immobilienportfolios werden ihre Immobilien systematisch hinsichtlich CO2-Reduktionspotenzial analysieren und Massnahmen umsetzen. Wichtig beim Anbieten von Dienstleistungen wird sein, dass man Analyse und Umsetzung aus einer Hand und somit dem Immobilienbesitzer ein «rundum Sorglospaket» anbieten kann.
Herzlichen Dank für das Gespräch.
(Interview: Marc Herzog, Verantwortlicher Kommunikation, PR und Marketing, HKG)